Zahlungen aus „betrügerischer Quelle“

Geändert am 15.01.2008
Um durch die Akzeptanz einer PayPal-Zahlung Geld zu verlieren, muss man nicht notwendigerweise an einen betrügerischen Käufer geraten. Der Grund hierfür ist PayPals Umgang mit Geldern aus »möglicherweise betrügerischer Quelle«.
Im Falle von Kreditkartenbetrug oder unberechtigter Account-Nutzung verfolgt PayPal das betroffene Guthaben transaktionsübergreifend: Ein Käufer zahlt z.B. mit PayPal-Guthaben, das er vor einigen Wochen selbst als Verkäufer erhalten hat. Falls sich herausstellt, daß dieses Guthaben aus einem fragwürdigen Geschäftsvorgang stammt, wird es vom Account des ursprünglichen Empfängers zurückgebucht.
Wurde das betroffene Guthaben bereits zum Bezahlen weiterverwendet, verfolgt PayPal den Weg der Zahlung (unter Umständen über mehrere Zwischenstationen) und bucht es vom Account des aktuellen „Besitzers“ ab. Sind Teile des Guthabens nicht mehr verfügbar, weil sie beispielsweise auf ein Bankkonto transferiert wurden, wird der Verkäufer-Account durch PayPal belastet und ins Minus gesetzt. Empfängt der Betroffene in dieser Zeit weiteres PayPal-Guthaben, wird dieses zum Ausgleichen des Minus‘ herangezogen.
Diese Vorgehensweise kann zu überaus komplizierten Konstellationen bei den beteiligten Personen führen:
  • Der Käufer hat bezahlt und trägt keine Schuld an der Rückbuchung
  • Der Verkäufer hat die Ware geliefert, das Geld dazu ist nun im Besitz einer Person, zu der keinerlei Geschäftsbeziehung besteht
  • Ein zweiter Käufer hat eine Zahlung gesendet, über die der Verkäufer nicht verfügen kann, erwartet aber natürlich die Lieferung
Die fehlende Trennung einzelner Transaktionen ist rechtlich höchst fragwürdig. Da an „gestohlenem“ PayPal-Guthaben kein Eigentum erworben werden kann, müßte – falls überhaupt – ausschließlich der erste Zahlungsempfänger zur Rückerstattung verpflichtet sein. Ob PayPal dazu berechtigt ist, Zahlungsvorgänge unbeteiligter Personen zu stornieren, darf bezweifelt werden. Anscheinend ist dieses Vorgehen ein Ersatz für die Überprüfung der Legitimation einer Zahlung, bevor diese ausgeführt wird.
Zusätzlich erschwert PayPal die Aufklärung des Sachverhalts durch pauschalisierte Standardmitteilungen. So erfährt der von der Rückbuchung betroffene Verkäufer nicht, was mit dem zurückgesendeten Guthaben „nicht stimmt“. Der zweite Kunde des Verkäufers erfährt von dem ganzen Vorgang gar nichts und muss vom Verkäufer selbst aufgeklärt werden.
Merksätze
Jede PayPal-Zahlung könnte aus Gründen zurückgebucht werden, auf die weder Käufer noch Verkäufer Einfluss nehmen können. Durch die entstehende rechtlich komplizierte Situation ist es für die Beteiligten nahezu aussichtslos, ihre Interessen ohne anwaltliche Vertretung durchzusetzen.


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