Fahndungserfolg: Deutscher
Serienbetrüger in Paraguay festgenommen

Geändert am 06.05.2012
Berlin / Marburg / Asunción (Paraguay):
Am 03.05.2012 konnte der deutsche Staatsbürger Daniel Uwe P. durch die lokalen Behörden in Asunción verhaftet werden. Der Marburger war in Paraguay untergetaucht; seinen Lebenswandel unterhielt er durch Betrug an deutschen Jobsuchern, denen er Arbeit im Onlinehandel versprach.
Gegen P., der auch unter den Alias-Namen Jens K., Frank Becker, Karen Delfino oder Víctor Adolfo Espínola Arroyo agierte, lag bereits seit langem ein internationaler Haftbefehl aus Deutschland vor. Die von Interpol Berlin langfristig vorbereitete Festnahme erfolgte jetzt auf dem Parkplatz eines Shoppingcenters in Asunción, unmittelbar nachdem P. in einer Filiale eines Bargeldtransfer-Service umgerechnet ca. 1.100 Euro abgeholt hatte.
P. hatte sich gemeinsam mit seiner Frau Mareike P. einer drohenden Verhaftung in Deutschland durch Flucht entzogen. Das Paar hielt sich seit 2005 mit der gemeinsamen Tochter dauerhaft in Paraguay auf. Während Mareike P. sich bereits 2011 den Behörden gestellt hatte, bestritt P. bis zu seiner Verhaftung seinen Lebensunterhalt durch Betrügereien; allein in Deutschland liegen mittlerweile rund 500 Strafanzeigen gegen ihn vor.
Dabei suchte P. über fingierte Stellenanzeigen sogenannte Verkaufsagenten, die für ihn und eine seiner zahlreichen "Firmen" auf Provisionsbasis Ware über eBay verkaufen sollten. Die eingenommenen Gelder ließ er sich dann per Western Union nach Paraguay schicken. Die verkauften Waren wurden nie geliefert, seine Verkaufsagenten mussten ihren Kunden gegenüber für den Verlust die Verantwortung übernehmen.

Zeitungsannoncen von P.


  Online-Stellenangebote von P. in der google-Suche

Seine Stellenangebote schaltete P. sowohl online als auch in verschiedenen Printmedien. Dabei übernahm er oft die Identität einer real existierenden Firma, um den möglichen Bewerbern eine entsprechende Seriosität vorzutäuschen. Die betroffenen Firmen erfuhren vom Missbrauch ihres Namens meist erst, wenn sich eine Vielzahl von Geschädigten bei ihnen meldete oder sie die Rechnungen für die angeblich von ihnen geschalteten Annoncen zugeschickt bekamen.

  Rechnung für eine mit missbrauchten Daten geschaltete Stellenanzeige in der Mitteldeutschen Zeitung (mit freundlicher Genehmigung von bergland24.de).

Informationen zum Betrugsfall P. wurden von Nutzern des eBay-Sicherheitsforums und im Forum »auktionshilfe.info« dokumentiert, um Geschädigte auf die Zusammenhänge und die Historie des Serienbetrugs hinzuweisen und so zu helfen, die Ermittlungen bei der Kriminalpolizei Mittelhessen zu bündeln. Auch Mitglieder von »falle-internet.de« gingen wiederholt zum Schein auf betrügerische Stellenanzeigen von P. ein, um den entsprechenden Mailverkehr und aktuelle Informationen zu Firmenkonstrukten, Identitäten, Artikellisten, IP-Adressen und Bankkonten umgehend an die Kripo weiterzuleiten.
Die Ermittlungen waren nicht nur wegen der Entfernung langwierig: Die Auswanderer-Zeitschrift »Wochenblatt« in Paraguay geht davon aus, »dass zumindest bei der Beantragung seiner Aufenthaltsgenehmigung er Uniformierte zu Hilfe hatte die ihm bei der Ausstellung der falschen identität halfen.«
Wie Kriminalhauptkommissar Abel Cañete durchblicken ließ, drängt die deutsche Justiz bereits auf die Auslieferung von P. Das dürfte durchaus auch in seinem Sinne sein, da P. momentan in der Justizvollzugsanstalt Tacumbú einsitzt, welche für 900 Häftlinge ausgelegt und mit 3.700 Inhaftierten völlig überfüllt ist.

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