firmex-world: 100.000 Euro Schaden - das Profil bei eBay »100 % Positiv«

Geändert am 22.04.2007
Der Verkäufer bei eBay „firmex-world“ konnte mehr als 110.000 Euro kassieren, aber auf die bereits bezahlten Notebooks, Handys und Kameras werden die 600 Käufer wohl vergeblich warten: ein Kontakt zum Händler ist nicht mehr möglich. Gegen die eBay-Verantwortlichen werden nun schwere Vorwürfe erhoben, die konkreten Verdachtsmomente ignoriert und Warnungen sogar bewusst gelöscht zu haben:

  Dieser Anblick war nicht von Dauer ...

Innerhalb kurzer Zeit verschwanden warnende Hinweise, die vorherige Kunden abgegeben hatten, um andere Käufer vor Verlust zu bewahren:
- »Weder über Anschrift, Handy oder Mail erreichbar. Das bei über 110.000,- € Umsatz«.
- »gekauft und bezahlt :o((, keine Ware oder Antwort, Anzeige bei der Polizei erstattet«.
- »Ich rate jedem, der überwiesen hat, sofort zur Bank zu rennen und zurückzubuchen«.
Um die ca. 20 negativen Bewertungen wurde das Profil für „firmex-world“ immer wieder von eBay-Mitarbeitern „bereinigt“. Dies steht in eklatantem Widerspruch zu den eBay-AGB, denn dort heißt es in unter § 6.2:
»Um betrügerische Handlungen zu vermeiden, hat eBay ein öffentliches Bewertungssystem eingerichtet, bei dem sich Mitglieder nach der Durchführung einer Transaktion gegenseitig bewerten. Das Bewertungssystem soll Mitgliedern dabei helfen, die Zuverlässigkeit anderer Mitglieder einzuschätzen«.
Das Volumen von 890 hochwertigen Artikeln mit einem zu erwartenden Erlös von 130.000 €, angeboten von „firmex-world“ in den Tagen vom 5. bis 14. November 2006, wäre selbst für einen etablierten „Powerseller“ beachtlich gewesen; geradezu alarmierend jedoch bei einem relativ jungen Verkaufs-Account mit nur wenigen Bewertungen.
Offenbar fand sogar eine Überprüfung durch das eBay-Team statt, denn am 8.11. wurde der Account vorübergehend gesperrt. Kurz darauf ging der Verkauf weiter; der Verkäufer erklärte auf seiner Mich-Seite den besorgten Kunden:
»Es handelte sich um ein Missverständniss das wir sofort mit eBay geklärt haben«.
Es stellt sich für die geprellten Käufer jedoch die Frage, wie dabei diese Punkte geklärt wurden:
  • Die vom Verkäufer angegebene Adresse stimmt nicht.
  • Als weitere Kontaktmöglichkeiten waren nur eine Handynummer und eine E-Mail-Adresse bei einem Freemailer angegeben.
  • Die erzielten Preise für die angebotene Neuware wären nicht kostendeckend gewesen, trotzdem wurden die gleichen Artikel erneut eingestellt.
  • Die bisherigen Bewertungen wurden für die Lieferung von Billig-Artikeln abgegeben.
  • Das Überweisungskonto lautet nicht auf den Namen des Accountinhabers.
Die Käufer von „firmex-world“ ahnten nicht, dass an der angegebenen Adresse weder ein Klingelschild noch ein Briefkasten mit dem Namen des Verkäufers vorhanden war, der bereits bei der Anmeldung bei eBay nicht mehr dort wohnte. Sie vertrauten darauf, dass sie bei Problemen einen verifizierten Vertragspartner anschreiben können, denn der Account trug das nach Ausweis-Prüfung verliehene Symbol für ein „Geprüftes Mitglied“ und der Verkäufer versicherte: »Bei uns Kaufen Sie preiswert und ohne Risiko. Wir sind ein geprüftes Ebay-Mietglied !«.
Über diese und andere Unstimmigkeiten wurde am 11. Nov. 06 im hauseigenen eBay-Forum Sicherheit eine alarmierende Diskussion eröffnet: »eBay vertraut "firmex-world" ... Käufer sollten das besser nicht tun!«.
Trotz der Diskussionen konnten dreieinhalb Tage lang neue Angebote eingestellt werden und weitere 60.000 € den Besitzer wechseln. Diese neuen Angebote wurden mit der extrem kurzen Laufzeit von nur einem Tag eingestellt, ein für Betrugsversuche nicht untypisches Muster. Jeder ehrliche Händler muss scharf kalkulieren und wählt eine längere Angebotszeit, um für seine Gebühren möglichst viele Interessenten zu erreichen.

Doch statt der erwarteten Sperre oder zumindest der milderen Variante „Einstellbeschränkung“ konnten die Beobachter im Forum nur registrieren, wie andere unwissende Mitglieder gerade ihr Geld verloren. Man gab erneut warnende Bewertungen mit Hinweisen auf das Forum ab, sie wurden innerhalb kurzer Zeit von eBay-Mitarbeitern aus dem Bewertungsprofil gelöscht.



Eine weiterere Diskussion...
(inzwischen gelöscht)
Am 14.11. wurde im Sicherheitsforum dann ein weiterer Thread - mit satirischem Charakter - eröffnet: »Glückwünsche an ebay zu der 110.000,-€ Umsatzmarke von firmex-world + VSK«
. In Beitrag #9 wird Bilanz gezogen: »der Account hatte um 13:00 ein Umsatzvolumen von 117.361,-€ zzgl. ca. 5.000,-€ VSK«.
Gegen 14:00 Uhr wurden durch eBay-Mitarbeiter die laufenden Angebote gelöscht, zu spät für viele Online-Überweiser. Auch die beendeten und bereits bezahlten Angebote können nicht mehr aufgerufen werden! Wie ähnliche Fälle zeigen, geht man bei eBay in letzter Zeit verstärkt dazu über, bei vermuteten Betrugsfällen auch beendete Angebote aus dem System zu entfernen. Dies bedeutet für die Käufer eine nicht unerhebliche Beschwernis, da sie nun nicht mehr auf einfache Weise dazu in der Lage sind, ihre Käufe zu dokumentieren, um damit Rechte einzufordern oder Anzeige zu erstatten. Für den Online-Marktplatz bedeutet dies eine Verringerung der Anträge auf die Zahlung von max. 175 € aus dem Käuferschutz-Programm; denn nachdem auf dem Bildschirm anstelle der genauen Artikelbeschreibung nur die Anzeige „Ungültiger Artikel“ erscheint, wissen viele Käufer nicht, wie sie vorgehen müssen, um die notwendigen Schritte dennoch durchzuführen.
Um sie dabei zu unterstützen und zu beraten, wurde ein Käuferclub gegründet: »!! Vorsicht !! Gibt es Ware von firmex-world?«.
Am Abend des 14.11.06 um 21:52 Uhr wurde nochmals versucht, durch eine Bewertung die Käufer auf die Diskussionen aufmerksam zu machen: »Betrugsfall!! Accountname bei Google eingeben. Ebay-Forum lesen.«
Auch dieser Hinweis wurde durch eBay-Mitarbeiter entfernt.
100.000 Euro Schaden - doch dank der Maßnahmen von eBay steht im Profil des Verkäufers:
»firmex-world, Geprüftes Mitglied, Bewertungen: 100 % Positiv«.

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