Fahndungserfolg: Deutscher
Serienbetrüger in Thailand festgenommen

Geändert am 01.09.2011
Update vom 01.09.2011
Für einen Teil seiner Betrügereien wurde Lars Sch. am am 30.08.2011 vom Amtsgericht Eschwege zu 3 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt.

Da vor diesem Schwurgericht nur 18 seiner Betrugsfälle verhandelt wurden, ist davon auszugehen, dass es noch zu weiteren Anklagen kommen wird.

Jeder, der von Sch. als Verkaufsagent angeworben wurde, sollte sich bei seiner zuständigen Staatsanwaltschaft mit dem Hinweis auf das Eschweger Strafverfahren nach dem Stand der Ermittlungen erkundigen.

Die Geschädigten können Lars Sch. mit Hilfe des gerichtlichen Mahnverfahrens an seine vor Gericht angekündigte „Wiedergutmachung“ durch einen vollstreckbaren Titel ggf. 30 Jahre lang erinnern.

23.02.2011
 

Eschwege / Kassel / Chalong (Thailand): Am Montag, 21.02.2011, konnte im thailändischen Chalong (Provinz Phuket) der Deutsche Lars Sch. durch die lokalen Behörden verhaftet werden. Vorausgegangen waren langjährige Ermittlungen der Kripo Eschwege (Nordhessen).
Sch. wird eine Vielzahl von Betrugsdelikten im Internet zur Last gelegt. Unter anderem über den eBay-Marktplatz sind dabei seit mindestens 2004 Schäden im Millionenbereich entstanden.
Sch. bediente sich unterschiedlicher Vorgehensweisen, um nichtsahnende Online-Einkäufer um ihr Geld zu bringen. Um nicht selbst in Erscheinung zu treten, setzte er neben gekaperten oder auf falsche Daten angemeldeten eBay-Mitgliedskonten vor allem sogenannte Verkaufsagenten ein.
Über Kleinanzeigen oder Job-Portale wurden dabei im Namen einer frei erfundenen Firma Mitarbeiter angeworben, die gegen Provisionszahlungen oder ein monatliches Festgehalt hochwertige Waren über eBay anbieten sollten. Die Bezahlung erfolgte i.d.R. auf Bankkonten, die mit gefälschten oder gestohlenen Ausweispapieren eröffnet waren. Vereinzelt wurden auch Konten - wiederum im Namen einer Fantasie-Firma - angemietet, deren Inhaber die Gelder auf Provisionsbasis nach Thailand weiterleiteten. Die bezahlten Produkte wurden nie geliefert.

  Typische Internetseite einer erfundenen Firma zum Anwerben von Verkaufsagenten

Gegen Sch. bestand seit 2005 Haftbefehl, der nach den ersten Erkenntnissen zu dessen thailändischem Aufenthaltsort international ausgeweitet worden war. Sein genauer Standort konnte jetzt auch aufgrund einer Reihe von Hinweisen ausgeforscht werden, die durch Internetnutzer bei der Kripo Eschwege eingegangen waren. Informationen zum Betrugsfall Sch. wurden z.B. von Nutzern des eBay-Sicherheitsforums oder auf dem Schweizer Portal „outbay.ch“ dokumentiert, um Geschädigte auf die Zusammenhänge und die Historie des Serienbetrugs hinzuweisen und so zu helfen, die Ermittlungen zu bündeln.
Mitglieder von »falle-internet.de« gingen wiederholt zum Schein auf betrügerische Stellenanzeigen von Sch. ein, um so Mailverkehr, aktuelle Firmenkonstrukte und eBay-Mitgliedskonten, Internetseiten, IP-Adressen und Bankkonten von Sch. umgehend an die Kripo weiterzuleiten.

E-Mail von Sch. an einen vermeintlich interessierten Verkaufsagenten - trotz offensichtlicher sprachlicher Defizite fielen hunderte Verkaufsagenten auf ähnliche Angebote herein

Sch. befindet sich momentan in Auslieferungshaft und wird voraussichtlich noch in dieser Woche einem Richter vorgeführt. Ihm drohen in Deutschland wegen gewerbsmäßigen Betrugs bis zu zehn Jahre Haft. Der Verbleib der erbeuteten Gelder ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geklärt; einen großen Teil dürfte Sch. jedoch zur Finanzierung seines Lebensstils in Thailand aufgebraucht haben. Die Staatsanwaltschaft Kassel konnte im vergangenen Jahr eines der Konten von Sch. beschlagnahmen. Geschädigte sind dazu aufgerufen, ihre Ansprüche durch zivilrechtliche Vollstreckungsmaßnahmen zu sichern. Der entsprechende Beschluss ist unter dem Aktenzeichen 3620 Js 12741/06 im Bundesanzeiger bekanntgegeben.

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