Weihnachtsgeld für 123georgijs – keine Ware für die Käufer

Geändert am 22.04.2007
In zwei Wochen 50.000 Euro Einnahmen aus Angeboten bei eBay - das kann sich lohnen, wenn man gut kalkuliert.

Die Verkaufspreise des Verkäufers 123georgijs erschienen aber zu niedrig, um gewinnbringend zu sein - wenn man die üblichen Einkaufspreise der Großhändler bezahlt. Den Einkauf der Ware hatte 123georgijs aber wohl nicht einkalkuliert, sondern gleich seinen Account an einer falschen Adresse angemeldet.

Ab 27.11.2006 wurde der Account mehrfach an die eBay-Sicherheitsabteilung gemeldet und eine genaue Überprüfung empfohlen; am 5. Dezember meldeten sich besorgte Käufer im eBay-Forum Sicherheit: »Bitte überprüfen, massenhaft neuware«.
Der Verkäufer trug das Symbol „geprüftes Mitglied“ und hatte bereits Bewertungen für einige verkaufte Kameras erhalten, für viele Käufer sah der Account damit Vertrauen erweckend aus. Es machte offenbar weder die Käufer noch das eBay-Sicherheitsteam misstrauisch, dass ein „privater Verkäufer“ täglich Neuware für einige tausend Euro anbietet.

Kritischer sahen das einige Beobachter und fanden ihre Befürchtungen bestätigt, als sie die angegebene Adresse in der Berliner Sophie-Charlotte-Straße aufsuchten: ein sanierungsbedürftiges Wohnhaus mit Leerstand, in dem der Verkäufer als Mieter unbekannt war.

An dieser Adresse sollte der Verkäufer angeblich wohnen:

Als Anfang Dezember weiterhin täglich hochwertige Digital-Kameras, Navigationsgeräte und Notebooks angeboten wurden und seitens des eBay-Teams keine Reaktion in Form einer Verkaufsbeschränkung erkennbar war, begann man mit sogenannten „Rettungskäufen“, um ahnungslose Käufer vor Verlusten zu bewahren, warnende Bewertungen abzugeben und auf die laufende Diskussion über den Verkäufer im eBay-Forum „Sicherheit“ aufmerksam zu machen:

  Diese Warnungen wurden bis auf eine nach kurzer Zeit gelöscht

»Um betrügerische Handlungen zu vermeiden, hat eBay ein öffentliches Bewertungssystem eingerichtet, bei dem sich Mitglieder nach der Durchführung einer Transaktion gegenseitig bewerten. Das Bewertungssystem soll Mitgliedern dabei helfen, die Zuverlässigkeit anderer Mitglieder einzuschätzen«.

So steht es in den eBay-AGB unter § 6.2, doch die warnenden Bewertungen wurden nach kurzer Zeit durch eBay-Mitarbeiter wieder gelöscht:


  Die Bewertungen aus der Nacht zum 07.12. wurden restlos entfernt.

Damit hatten sie zwar zu erkennen gegeben, dass sich jemand mit dem Account befasste, der Verkauf konnte aber ungehindert bis zum Abend des 10.12.2006 weitergehen, sehr zum Ärger der Käufer, die erst zu spät erfuhren, dass bei rechtzeitiger Reaktion der Verlust ihres Weihnachtsgeldes vermeidbar gewesen wäre.

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