Weihnachten steht vor der Tür ...

Geändert am 13.12.2011
... und wie alle Jahre wieder: während eBay »so kauft man sicher im Netz« propagiert, häufen sich auf der Plattform die Betrugsfälle. Alleine bei fünf dokumentierten Betrugsfällen entstand geschätzter Schaden von rund 700.000 Euro. In einem Fall räumte eBay gar Fehler ein und sagte kulante Entschädigungen zu, die Versprechen erweisen sich nun teilweise als leere Worthülsen.
Die Betrugsfälle
handyfritzberlin
Der im Juli 2011 als gewerblicher Verkäufer angemeldete Account „handyfritzberlin“ baute sein Bewertungsprofil überwiegend mit Einkäufen auf.Die Adresse im Impressum war gefälscht, die hinterlegte Telefonnummer nicht erreichbar (kein Anschluss unter dieser Nummer).

  

Ab 23. November 2011 hatte „handyfritzberlin“ plötzlich in großer Zahl hochwertige Handys zu günstigen Preisen im Angebot. Bis eBay den Account am 04. Dezember 2011 sperrte, wies dieser einen Umsatz* von rund 87.000 Euro auf.
goldangelika750
Der privat handelnde Account „goldangelika750“ stellte ab dem 03. November 2011 in großen Mengen höherwertigen Schmuck ein, der nicht geliefert wurde. Als dazu am 06. Dezember 2011 eine Diskussion im Sicherheitsforum von eBay Deutschland eröffnet wurde, waren von Käufern bereits über 100 negative Bewertungen abgegeben worden. Der Umsatz* mit dem Schmuck belief sich auf rund 76.500 Euro.
denanprofi
Bei dem gewerblich handelnden Account „denanprofi“ wurden ab dem 30. November 2011 zusätzlich zur üblichen Kollektion plötzlich hochwertige Handys, Spielekonsolen und Apple-Computer in größeren Mengen angeboten. Die von der üblichen Warenpalette abweichenden Angebote wurden von eBay am 07. Dezember 2011 kurz nach Mitternacht gelöscht. Die dafür bis zu diesem Zeitpunkt von Käufern abgegebenen negativen Bewertungen wurden entfernt:

  Diese negativen Bewertungen im Profil des Accounts „denanprofi“ wurden von eBay alle auf einmal gelöscht.

Nachdem Käufer am 07. und 08. Dezember weitere negative Bewertungen abgaben, wurde der Account von eBay gesperrt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde bei 864 verkauften Artikeln in den letzten 30 Tagen ein Umsatz* von rund 242.500 Euro erzielt, der größte Teil entfiel auf die hochwertigen Artikel.
cine-max
Waren im Wert von über 42.300 Euro* wurden von dem privat handelnden Account „cine-max“ vom 22. November bis zum 02. Dezember 2011 eingestellt. Seit dem 09. Dezember 2011 werden von den Käufern mit zunehmender Frequenz ausschließlich negative Bewertungen abgegeben, die auf einen mutmaßlichen Betrugsfall hindeuten. Bisher wurde der Account von eBay nicht gesperrt.
sonnenschein39
Bereits am 17. November 2011 wurde im Sicherheitsforum von eBay Deutschland von einem Käufer eine Diskussion über den gewerblichen Account „sonnenschein39“ eröffnet, da sich zu diesem Zeitpunkt die negativen Bewertungen im Profil auffällig häuften. Fünf Tage später, am 22. November 2011, gab eine eBay-Mitarbeiterin in dieser Diskussion eine Stellungnahme ab, dass sie den Account zur Überprüfung an die Sicherheitsabteilung weitergeleitet habe. Nach der Prüfung durch die Sicherheitsabteilung konnte der Account aber weiter verkaufen, obwohl das Impressum eine Fälschung war.

  

Am 29. November 2011 berichtete das Hamburger Abendblatt darüber und die Polizei Bayern erklärte in einer Pressemeldung, dass bereits rund 940 Geschädigte aktenkundig waren. Der nachvollziehbare Schaden* beträgt nahezu 240.000 Euro.
Am 30. November 2011 gab eBay in diesem Fall Fehler zu. In der Diskussion im Sicherheitsforum kündigte eine eBay-Mitarbeiterin an, dass in diesem Ausnahmefall alle Geschädigten durch eBay entschädigt würden, alle Betroffenen würden durch eBay angeschrieben. Gleiches äußerte die eBay-Pressesprecherin Maike Fuest gegenüber dem Hamburger Abendblatt:

  

Das Versprechen wird von Ebay aber nicht konsequent erfüllt, denn »falle-internet.de« wurde darüber informiert, dass bisher zumindest ein Teil der Geschädigten noch keine Benachrichtigung über die Entschädigung erhalten hat.
Im Gegensatz zu der öffentlichen Zusicherung verweigert eBay auch Käufern den Schadensersatz, wie aus einer an »falle-internet.de« übermittelten E-Mail hervorgeht. Ein Geschädigter erhielt auf seine Anfrage von eBay folgende Antwort (Auszug):
...

vielen Dank für Ihre Nachricht. Sie haben gehört, dass ein anderes eBay-Mitglied eine Kulanzzahlung von eBay erhalten hat und möchten nun wissen, ob Sie ebenfalls eine solche Zahlung erhalten können.

Es tut mir leid, dass Sie das Samsung Galaxy Smartphone nicht erhalten haben.

Ich verstehe sehr gut, dass Sie sich nun wünschen, dass eBay Ihnen den Schaden ersetzt. Bitte haben Sie aber Verständnis, dass eine solche Absicherung Ihres Kaufes nur dann möglich ist, wenn Sie den Artikel auch mit PayPal bezahlt haben.

Als wir den eBay-Käuferschutz bei Bezahlung mit PayPal im letzten Herbst eingeführt haben, haben wir für einen kurzen Zeitraum in bestimmten Fällen aus Kulanz auch dann Zahlungen geleistet, wenn der Artikel nicht mit PayPal gezahlt wurde. Dies ist nun nach der erfolgreichen Einführung des eBay-Käuferschutzes bei Bezahlung mit PayPal leider nicht mehr möglich.

Bitte beachten Sie: Entscheidungen im Rahmen des eBay-Käuferschutzes bei Bezahlung mit PayPal werden auf Basis der PayPal-Käuferschutzrichtlinie getroffen:

https://cms.paypal.com/de/cgi-bin/?cmd=_render-content&content_ID=ua/BuyerProtection_full

Was sollten Sie jetzt tun?

Ihr Verkäufer "sonnenschein39" wurde von uns gesperrt, weil er die eBay-Grundsätze verletzte. Aus Datenschutzgründen kann ich Ihnen leider keine weiteren Informationen zu diesem Verkäufer geben.

Aufgrund der Sperrung des Verkäufers können Sie seine Kontaktdaten leider nicht mehr über eBay erfahren. Aber schauen Sie doch einmal in eine der E-Mails, die Sie von ihm erhalten haben, dort finden Sie seine E-Mail-Adresse.

Sollte Sie trotz Ihrer Bemühungen keine Klärung erzielen, haben Sie die Möglichkeit, bei der Polizei Anzeige gegen Ihren Handelspartner zu erstatten.

Legen Sie dort bitte gegebenenfalls Ausdrucke der Artikelbeschreibung sowie der E-Mail vor, die Sie nach Angebotsende von eBay erhalten haben. Auch Ausdrucke einer eventuellen schriftlichen Kommunikation mit dem Verkäufer können nützlich sein. Sie erleichtern damit die Ermittlungen der Polizei.

...
Fazit
Das ohnehin vorhandene Risiko der Vorkassezahlung erhöht sich jedes Jahr zur Weihnachtszeit.
Bei eBay beginnen Betrüger mitunter monatelang vorher, sich ein vertrauenerweckendes Profil aufzubauen, um dann im Weihnachtsgeschäft in großem Stil abzukassieren. In den eBay-Foren wird dann vermehrt - zu spät - die bange Frage gestellt: „Besteht noch eine Chance, dass meine bezahlte Ware geliefert wird?“
falle-internet.de meint:
Wer ganz sicher sein will, das Gewünschte unter dem Baum zu haben, sollte da kaufen, wo man die Ware nach dem Bezahlen sofort mitnehmen kann: im örtlichen Handel.
Wer nicht darauf verzichten möchte, seine Weihnachtsgeschenke im Internet zu kaufen, der sollte zumindest alle Vorkasse-Transaktionen durch die Nutzung eines echten Treuhandservice absichern.


ZUM SEITENANFANG